Das 150. Jubiläum der Anbindung unserer Stadt an das Eisenbahnnetz mit einer Ausstellung historisch korrekt nachempfundener Metallmodelle: Die Lok "Otzberg" und die Lok "Kepler" sind dabei die Highlights.
Der 150. Jahrestag ist eigentlich am Samstag, dem 15.05.2021, wo eine Öffnung ja leider nicht möglich ist.
Schon eröffnet aber wurde die dazu passende Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum. Ausgestellt werden zwei Loks, die "Otzberg" und die "Kepler", die historisch so 1871 wirklich auf der hessischen Ludwigsbahn gefahren sind. Die Beschriftung und Farbgebung wurden detailgenau ausgeführt, wie sie damals in der preussisch-hessischen Staatsbahn der Direktion Mainz üblich waren. (Grundlage: Veröffentlichungen unseres verstorbenen Eisenbahnexperten Wolfgang Diener, der als Farb- und Beschriftungs-"Papst" im Eisenbahnwesen galt und das Standardwerk verfasst hat.)
Zur Lok „Otzberg“: Sie ist damals eigens für die Odenwaldbahn bestellt worden. Das ausgestellte Metallmodell stammt aus der Werkstatt von Karl Kautzschmann und ist eine Leihgabe von ihm. Tender, Deko und Beschriftung: M. Dathe.
Zur Lok „Kepler“: Das ausgestellte Metallmodell stammt ebenfalls aus der Werkstatt von Karl Kautzschmann, Dekoration und Beschriftung von M. Dathe.
Zu den Wagen: Sie sind Privateigentum von Verein und M. Dathe, und wurden von diesem eigens für das 150-jährige Jubiläum umbeschriftet.
Am 15. Mai 1871, weniger als 16 Monate nach Baubeginn, wurde die neue Eisenbahnstrecke Darmstadt - Reinheim eröffnet. Zwei Monate später dann die Strecke weiter bis Wiebelsbach-Heubach - und am 24. Dezember 1871 erfolgte schließlich die Einweihung des Streckenabschnitts bis Erbach (Odenw).
Die Sanierungsarbeiten am Museumsstellwerk Reinheim sind nun bis auf weiteres abgeschlossen. Das Backsteinmauerwerk wurde von Fachkräften schonend freigelegt und neu verfugt, sodass die Sicherheit und Standfestigkeit des Bauwerkes für weitere Jahrzehnte sichergestellt sein dürfte. Stromkabel wurden neu verlegt, die Küche ist saniert und vollständig erneuert worden, schadhafte Betonteile des Gebäudes repariert und gesichert. Für den Innenbereich wurden Bauteile neu hergestellt, die die Hebelbank wieder funktionsfähig machen, außerdem eine Plexiglasabdeckung angeschafft, sodass die Mechanik auch während des Betriebs sichtbar ist. Die Außenanlage wurde intensiv gepflegt und teilweise erneuert, störende Werbeplakate entfernt, Glanzstück der Renovierung ist der große Erker in Richtung Darmstädter Straße und Bahnübergang, dessen Balken zum Teil von der Witterung stark angegriffen waren. Sie konnten von Expertenhand erneuert und denkmalgerecht wiederhergestellt, außerdem mithilfe eines Bleches gegen die Witterung geschützt werden. In den letzten Wochen wurden von Ehrenamtlichen weitere kleine Schadstellen verspachtelt und geschliffen, außerdem die neuen Hölzer grundeirt und zwei Mal mit einem Deckanstrich versehen.
Nun erstrahlt das Stellwerk pünktlich zum 150. Jahrestag der Eisenbahn in Reinheim in neuem Glanz. Großartig, dass das Stellwerk nun in diesem sehr guten Zusatdn dasteht und ein besonderer, schöner und gepflegter Fixpunkt im Herzen unserer Stadt ist.
, freut sich Jörg Rupp.
Reinheimer Stellwerk ist fachgerecht saniert
Wie erläutert, wurde dazu unter anderem Mörtel nach einem Rezept, wie es um 1900 verwendet wurde, benutzt.
Von Melanie Schweinfurth
REINHEIM - Seit es die Bahn gibt, haben viele Begriffe und Redewendungen aus der Welt der Züge Eingang in die Alltagssprache gefunden. Für den Eiligen ist es höchste Eisenbahn, für den Zögerlichen ist irgendwann der Zug abgefahren. Und wer in seinem Leben etwas grundlegend ändert, der stellt die Weichen neu.
Die Herkunft jener Redewendung verwundert kaum, sind Weichen doch die bedeutendsten Elemente im Schienenverkehr, denn sie ermöglichen den Übergang der Züge von einem Gleis auf ein anderes, ohne, dass die Fahrt unterbrochen werden muss. Zudem sind Richtungsänderungen nur durch entsprechende Weichenstellung möglich. Koordiniert wird die Weichenstellung in Stellwerken, die ihren Namen ihrer Funktion verdanken. Was heute in zentralen Stellwerken elektronisch erfolgt, wurde im Zeitalter der Mechanik von den damaligen Fahrdienstleitern per Hand erledigt.
Daher gab es an jedem Bahnhof mindestens ein Stellwerk. Der Bahnhof in Reinheim hatte sogar zwei. Während das Stellwerk am Ostende des Bahnhofsgeländes abgerissen wurde, blieb das Gebäude am Bahnübergang in der Darmstädter Straße erhalten. Vor zwei Jahren wurde das denkmalgeschützte Technik-Gebäude an einen Privatmann verkauft, der das 125 Jahre alte Stellwerk nach historischem Vorbild sanieren ließ. Die Arbeiten, die das Gebäude nicht nur optisch aufwerteten, sondern auch für die Sicherheit und Standfestigkeit des Stellwerks notwendig waren, sind nun abgeschlossen.
„Besonders das Backsteinmauerwerk war sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Fugen zwischen den Backsteinen waren teilweise herausgebrochen. Das Mauerwerk musste freigelegt und neu verfugt werden“, erklärt Jörg Rupp [...]. Der verwendete Mörtel sei nach einer um das Jahr 1900 gebräuchlichen Rezeptur zusammengesetzt worden. Zuvor erhielt das oberhalb der Backsteinmauern verwendete Holz einen Anstrich, der ebenfalls dem historischen Vorbild entspricht. Außerdem wurden schadhafte Betonteile repariert, neue Stromleitungen verlegt und die Küche neben dem Spannraum erneuert.
Zwar sehen die Stellwerkshebel im Obergeschoss eindrucksvoll aus. Doch die eigentliche Weichenstellung erfolgt ein Stockwerk tiefer im Spannraum. Durch das Umlegen der Hebel im oberen Stockwerk werden unten lange Stahlseilzüge in Bewegung gesetzt, die die Weichen in die entsprechende Stellung bringen. Zwei Dutzend Gleisweichen gab es einmal am Reinheimer Bahnhof, weiß Jörg Rupp. „1871, als die Bahnlinie von Darmstadt nach Reinheim in Betrieb genommen wurde, war die Strecke eingleisig. Später kamen Schienenverbindungen von Reinheim nach Groß-Zimmern und Groß-Bieberau dazu. Das machte eine Vielzahl von Weichen und zwei Stellwerke erforderlich.“
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„Besonders gut sichtbar ist das Ergebnis der Renovierung des Erkers mit Panoramafenster zur Darmstädter Straße hin“, sagt Rupp. Denkmalgerecht aufgearbeitete Balken und ein Witterungsschutz vollendeten nun die Arbeiten. Die abgeschlossene Sanierung und das Jubiläum der Bahnstrecke werde [...] noch in diesem Jahr gefeiert.
Am 13. Mai 2021 von 11:40 bis 16:00 Uhr drehten zur Freude einiger großer und kleiner Zaungäste verschiedene Züge ihre Runden – eine gelungene Generalprobe für den 150. Jubiläumstag am 15.05.2021. Sogar die im Fenster stehende Lok „Kepler“ kam zum Einsatz und absolvierte erfolgreich ihre erste Lastprobefahrt.
Im November 2007 stellte der Fahrdienstleiter zum letzten Mal mit den Hebeln des Stellwerks am Reinheimer Bahnübergang die Fahrstrassen der Odenwaldbahn im Bahnhof Reinheim. Nun war das weitere Schicksal des der Deutschen Bahn AG gehörenden Gebäudes ungewiss.